Szenario Alte Poststrasse, akustisch (I)

Szenario Alte Poststrasse, akustisch (I)

Szenario Alte Poststrasse, akustisch

Kunst im öffentlichen Raum/partizipative Performance, Audio-Installation

 

Sechs österreichische künstlerische Positionen wurden eingeladen, die Wohnsituation in Grazer Siedlungen zu thematisieren. Im Grenzbereich von öffentlichem und privatem Raum sollten durch die gemeinsame Arbeit mit denBewohnerinnen und Bewohnern Prozesse initiiert werden, die Spuren im sozialen Gefüge der von den Künstler/innen ausgewählten Siedlungen setzen und - über den Produktionszeitraum hinaus - hinterlassen. 

Die Siedlung Alte Poststraße (Szyszkowitz/Kowalski 1982-84) entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Modell einer gesellschaftlichen Mikro-Einheit im Städtebau. Als österreichweit erster partizipativ realisierter Wohngeschoßbau präsentiert sich die nur ca. 40 Eigentumswohnungen umfassende Anlage als dicht bebauter, individuell ausgestalteter Wohnhof, der mit außen gelegenen Treppen und einem zentralen Platz ein großes Maß an Kommunikations- und Identifikationsflächen bietet. Die intensive Verzahnung zwischen öffentlichem und privatem Bereich fördert ein aktives Gemeinschaftsleben und eröffnet zahlreiche Möglichkeiten zur Selbstdarstellung.

Mehr als 25 Jahre nach dem Erstbezug hat sich das anfänglich rege Gemeinschafts-leben auf spärlich besuchte Jour-Fixe-Besprechungen reduziert – ein Defizit, das heute von vielen BewohnerInnen beklagt wird. Hier soll ein partizipatorisch realisiertes Kunstprojekt soziale und kommunikative Prozesse initiieren, die in der Folge als Motor für neue Gemeinschaftsaktivitäten fungieren können:

Showtime

So lädt der Künstler Oliver Hangl am Nachmittag des 3. Oktober 2010 alle derzeitigen und ehemaligen BewohnerInnen zu einem Fest ein. Ein Neben- Mit- Durch- und Gegeneinander- Sprechen über die verschiedensten Aspekte des aktuellen, vergangenen und zukünftigen Lebens in der Siedlung produziert eine Vielstimmigkeit, die als temporäres akustisches Bild der Alten Poststrasse zwischen 17 und 19 Uhr live ins Grazer Stadtzentrum übertragen wird. Im Vorfeld entwickelte der Künstler gemeinsam mit mehreren BewohnerInnen ein dramaturgisches Grundgerüst, das mögliche Inhalte und formale Umsetzungen festlegt, aber gleichzeitig genügend Spielräume für spontane Aktionen und zufällige Ereignisse offen lässt. So werden eine Vielzahl an fixen und mobilen Mikrofonen an neuralgischen Haupt- und Nebenorten des Festgeschehens positioniert.
Hangl initiiert und kanalisiert als agent provocateur und Katalysator kommunikative Prozesse, er entscheidet live über die Auswahl jener Audiokanäle, die gesendet werden. Dabei steht es den BewohnerInnen stets frei, sich selbst oder andere Menschen und Situationen zu inszenieren, denn das Spiel hat Vorrang vor der Authentizität. Der Handlungsspielraum ist ein individuell und auch im Kollektiv auszulotender!

 

Projekt SCHÖNES WOHNEN

KünstlerInnen: Ines Doujak, Sonja Gangl, Oliver Hangl, Hieslmair/Zingangel, Marko Lulic, zweintopf

 

Termin: 03.10.2010


Alte Poststraße, Graz


Im Auftrag von Kunst im öffentlichen Raum Steiermark