Mobile Bühne: Ferdinand Schmalz & schule für dichtung

Mobile Bühne: Ferdinand Schmalz & schule für dichtung

Diese Stadt geht mir nicht über die Lippen

Drehtribühnenlesung in drei Teilen


Konzept: Oliver Hangl, Inszenierung: Oliver Hangl, Ferdinand Schmalz

Raus mit den Worten auf die Straßen! Der Dramatiker und Prosaist Ferdinand Schmalz zieht gemeinsam mit den Dichter/innen der schule für dichtung an drei Abenden durch Margareten, Mariahilf und Neubau, um auf ausgewählten Plätzen einen Dialog zwischen ihren Texten und dem öffentlichen Raum entstehen zu lassen. Das Publikum befindet sich auf der vom Designduo WerK entworfenen Mobilen Bühne, die sich im 20-Minutentakt dreht. Dieses Text-Tagada lässt den Blick des Zusehers über die Stadtlandschaft streifen, als wäre die Stadt ein Bühnenbild bereit für die Aufführung der Texte.

Klasse von Ferdinand Schmalz an der schule für dichtung ("diese sprache ist aus fleisch und stein gebaut“, info unter http://www.sfd.at

ferdinand schmalz:
diese sprache ist aus fleisch und stein gebaut (prolog)
 
und in den zentren all der städte, verknotungen, bedeutungsknäuel, wortgewitter, die die fassaden all der bauten grell beleuchten. die stadt ist nicht ihr name. nicht diese anhäufung aus fleisch und stein. nicht ihre autobahnzubringer. nicht ihre ubahnschächte, würstelstände. ist nicht ihre gründungsmythen oder zukunftsvisionen. nicht ihre ausgrabungsstätten oder satellitenfurunkel. die stadt ist nicht ihr vergnügungsvirtel und nicht ihre terrorakte. nicht ihre flüße und häfen. nicht ihre gefängnisse und handyshops. nicht ihre gehgeschwindigkeiten und essgewohnheiten. die stadt ist das feine geflecht, das all das miteinander verwebt. und diese fäden, dieses pilzmyzel, der feine flaum der alles überdeckt, ist aus einem stoff gemacht den wir sprache nennen.
wir gehen der frage nach wie sprache stadt macht und wie stadt sprache macht. also texte entwerfen, die im stadtraum sich mit dem stadtraum, in dem sie gesprochen sein werden in beziehung setzen. wie städteplaner von oben auf sie drauf schauen, oder wie die ratten von unten. immer aber auch an der geschwindigkeit, der langsamkeit, der vielschichtigkeit der realen stadtentwicklung scheitern. wo verlaufen die demarkationslinien zwischen öffentlich und privat, zwischen angst und überwachung, zwischen ordnung und anarchie? worum gilt es zu kämpfen? welche orte gilt es zu schützen? und wie können wir eine stadtgemeinschaft schaffen, die sich nicht über den ausschluss ganzer gruppen definiert? den blick also immer auch darauf richten, was aus dem blick feld rausgedrängt werden soll. eine stadtansicht, eine perspektive also einnehmen, die sich erst aus allen augen der bewohnerinnen und bewohner, der behauserinnnen und behauser dieser stadt zusammensetzt. egal ob menschlich tierisch oder künstlich. diese stadtansicht wird immer bruchstück, unvollständiges mosaik bleiben: als würde man die stadt aus dem inneren einer diskokugel betrachten.
die stadt ist immmer zu groß, zu laut, zu viel um sie auf ein blatt papier zu bannen. um sie in diese schwarzen lettern zu pressen aus denen unser text gebaut ist. und so wirft dieses multidimensionale objekt, diese urbane manigfaltigkeit, dieses komplexe gebilde das wir stadt nennen wirft immer nur seine schatten da in unsere texte. aber schatten ist in der hochsommerlichen steinwüste ein rares gut und vielleicht liegt in diesem schattenspiel ja die möglichkeit sich zu diesem offenen ganzen, dem chaotischen gewühl immer wieder neu in bezug zu setzen.
nehmen sie also platz auf unserem text tagata, auf unserem lesekreisel, unserer literatruzentrifuge. lassen sie den blick über die stadtkulisse wandern und lauschen sie den texten der autorinnen und autoren.

 

Di 05.06., 18:30 Uhr: 5., Siebenbrunnenplatz  

Mi 06.06., 18:30 Uhr: 6., Naschmarkt/Schleifmühlbrücke - wegen Schlechtwetter: schule für dichtung

Do 07.06., 18:30 Uhr: 7., Mariahilferstraße 76

Bei Schlechtwetter: schule für dichtung, Mariahilferstraße 88a/III/7

Eintritt frei!

Diese Stadt geht mir nicht über die Lippen

Wir sind Wien Festival     Basis Kultur     Schule für Dichtung     Klangfarbe

 

Dokumentation: 

Fotos von Helmut Prochart