Literatur im Fenster.
Innen an außen! Wir reagieren auf die aktuellen virusbedingten Beschränkungen mit einem neuen Projekt und laden Dichterinnen und Dichter ein, das große k48-Schaufenster für jeweils ein paar Wochen zu beschreiben. Kurator: Oliver Hangl
Irgendwas hat sich geändert in den letzten Jahren. Jo eh gehts allen schlechter, aber das mein ich nicht. Abgesehen von dem Geraune über Pandemie, Krieg, Inflation, Spaltung.. Das ist es nicht. Also nicht konkret. Da ist noch was anderes, und es bekommt mir nicht gut. Ich hab also kürzlich ein Lied geschrieben und jetzt auch noch diese paar Zeilen, hauptsächlich um eine Sprache für dieses Gefühl zu finden. Es geht konkret um das Fehlen einer Utopie. Also diese Möglichkeit einer besseren Zukunft scheint grad nicht greifbar, mir fehlt ein potentieller Ort, für den es sich zu leben lohnt, auf die Straße zu gehen oder zumindest ordentlich Wählen zu gehen. Ich glaub jahrzehntelang wurden dystopische Bücher und Filme wie 1984, Terminator, Soylent Green oder Blade Runner erdacht weil man irgendwie davon ausging, dass alles eh immer noch besser würde. So wie gefühlt die letzten 70 Jahre. Wenn man heute mit „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ aufwartet sagt garantiert jemand „aber sie stirbt“ oder denkt es zumindest. Aber Krisen hin oder her, ich seh da ja auch eine Chance in der Krise. Lernen, weniger zu brauchen. Weniger digitale Bestätigung von anderen, weniger materiellen Krempel. Weniger scheinbare Sicherheit. Deshalb glaub ich auch dass die Wirklichkeit wieder heilen kann, zumindest wenn wir lernen die Hochwasserhosen anzuziehen und ein bissel Glück haben.
Ariel Oehl ist, wie Mozart, aus Salzburg. Er schreibt traurige Musik die glücklich macht, sagt man.
Termin: 03.10.-04.11.2022
k48 – Offensive für zeitgenössische Wahrnehmung
Projektraum Oliver Hangl
Kirchengasse 48/Lokal 2, 1070 Wien
Unterstützt von: BMKOES-Kunst, Kultur Neubau, Wien Kultur-MA7
Dank an: cyberlab, Brillenmanufaktur