Guerillawalks

Der österreichische Konzept- und Medienkünstler Oliver Hangl inszeniert geführte Audio-Touren, die die Besucher durch öffentliche und private Räume in verschiedenen Städten navigiert. Per Funksystem und eigener Stromversorgung unterwandert der Künstler gemeinsam mit einem lokalen Gast urbane Systeme und liefert via Kopfhörer Informationen zu den Routen durch den Stadtdschungel. Die beiden Guides kommentieren und fiktionalisieren Ort und Ereignis und (ver)leiten auch die Teilnehmer, den Zufall als Möglichkeit zu begreifen und aktiv auf das Unerwartete zu reagieren. 

Diese parasitäre Unterwanderung fremder Systeme führt die Teilnehmer durch die Straßen, vielleicht rein in ein Kaufhaus, einen Supermarkt oder ins Restaurant, weiter mit der Straßenbahn, dann kurz hinein in die Stille einer Kirche? Aber nicht nur mehr oder weniger frequentierte öffentliche und semi-öffentliche Räume, sondern auch spontane Einladungen in private Räume sind erklärtes Ziel der Guerilleros. Die neuen „Gäste“ liefern den Anwesenden ein vom Ton getrenntes, stummes Visual; eine nicht eindeutig kodierbare Aktion, die aufgrund der nach innen gewandten Parole ein subversives Potenzial in sich trägt. Doch auch der Besucher darf sich der Lesbarkeit dieser realen Bilder nicht allzu sicher sein, werden doch an manchen Orten künstlerische Interventionen eingeflochten, die als „inszenierte Realitäten“ vordergründig nicht erkennbar sind.

Eine geführte Stadttour im Kopf: Guerillawalk trennt Wahrnehmungsebenen unter gleichzeitiger Isolierung der Teilnehmer, ist doch die verbale Kommunikation unter Kopfhörer-Trägern nicht mehr möglich – individuelle, intime Wahrnehmung im Kollektiv inmitten einer Reihe realer Settings, die keiner Kontrolle unterliegen.